Letztes Update: 23.05.2025

Anomalieerkennung in der Qualitätskontrolle

Wie KI bisher unbekannte Fehler erkennt

Content

Was ist Anomalieerkennung?

Im industriellen Umfeld ermöglicht die Anomalieerkennung (auch Anomaliedetektion) eine automatisierte Oberflächeninspektion, bei der signifikante Abweichungen vom erwarteten Normalzustand erkannt werden. Im Gegensatz zu anderen KI-Ansätzen, bei denen konkrete Fehlerbilder vorab definiert werden müssen, arbeitet die Anomaliedetektion ohne vordefinierte Fehlerklassen, was die Implementierung vereinfacht.

Machine Learning

Supervised Learning

(überwachtes Lernen)

Ziel: Klassifikation oder Regression auf Basis gelabelter Daten

Typische Anwendungen in der Qualitätskontrolle:


• Segmentierung (z. B. Defekterkennung)

• Klassifikation (z. B. Typ A / Typ B Produkt)


• Objekterkennung (z. B. Prüfung, ob ein Teil vorhanden oder korrekt montiert ist)


• Optical Character Recognition (OCR) für Etiketten, Seriennummern etc.

Unsupervised Learning

(unüberwachtes Lernen)

Ziel: Klassifikation oder Regression auf Basis gelabelter Daten

Typische Anwendungen in der Qualitätskontrolle:

• Anomalieerkennung (abweichende Muster im Bild oder Prozess)
• Clustering von Prozessdaten (z. B. zur Fehlerursachenanalyse)
• Feature-Reduktion zur Vorbereitung von Modellen oder Visualisierungen

Wie funktioniert Anomalieerkennung?

Das Modell wird ausschließlich mit fehlerfreien Beispielen trainiert und entwickelt dabei eine interne Repräsentation des Erscheinungsbilds des Standardprodukts. Konkret bedeutet dies, dass das Modell lernt, was als „normal“ gilt. Abweichungen von diesem erlernten Normalzustand werden im laufenden Betrieb als potenzielle Anomalien erkannt.

Vorteile und Grenzen von Anomaliedetektion in der Produktion

Anomaliedetektion bietet einen schnellen Einstieg in die automatisierte Qualitätsprüfung, da sie ohne aufwendige Fehlerannotation auskommt. In industriellen Anwendungen stößt sie jedoch oft an Grenzen – insbesondere, wenn hohe Präzision oder detaillierte Fehlerinformationen erforderlich sind.

Einfache Implementierung

Da keine Defektannotationen benötigt werden, ist der manuelle Aufwand deutlich geringer. Zudem treten fehlerfreie Teile in der Regel wesentlich häufiger auf als defekte.

Erkennt neue Defekte

Ein Anomaliedetektionsmodell erkennt auch unbekannte Defekte zuverlässig, da es ungewöhnliche Muster unabhängig von zuvor definierten Fehlerklassen identifiziert.

Weniger präzise

Bei komplexen Bilddaten ist Segmentierung oft effizienter als Anomalieerkennung. Diese neigt dazu, selbst unkritische Abweichungen als Fehler zu werten, was in der Praxis zu unnötigem Pseudoausschuss führen kann.

Weniger Information

Im Vergleich zur Anomalieerkennung bietet Segmentierung tiefere Einblicke in die Produktion, da Segmentierung auch eine Analyse der verschiedenen Fehlertypen ermöglicht.

Anomalieerkennung als Teil intelligenter Qualitätskontrolle

Anomaliedetektion und Segmentierungsmodelle haben jeweils spezifische Stärken – und ergänzen sich optimal, wenn es darum geht, eine zuverlässige und effiziente Qualitätskontrolle in der Produktion zu gewährleisten.

Während Anomaliedetektion ohne aufwendige Fehlerannotation auskommt und frühzeitig auf neue oder unbekannte Abweichungen hinweist, liefern Segmentierungs-, Klassifizierungs- oder Objekterkennungsmodelle präzisere Informationen zu Art und Ort konkreter Defekte.

  • Maddox AI setzt bewusst auf die Kombination beider Ansätze:
    Die Hauptprüfaufgabe – wie die gezielte Fehlererkennung – übernehmen spezialisierte Segmentierungs- oder Klassifikationsmodelle.
  • Die Anomaliedetektion läuft parallel im Hintergrund und alarmiert automatisch, wenn neue oder bisher unbekannte Fehlerbilder auftreten.

So wird sichergestellt, dass keine relevanten Abweichungen unentdeckt bleiben, auch wenn sich Produkte, Prozesse oder Fehlerarten im Laufe der Zeit verändern.

„Anomalieerkennung kann eigenständig oder ergänzend zu bestehenden Prüfprozessen eingesetzt werden. Sie unterstützt unsere Kunden dabei unbekannte Fehlerbilder frühzeitig zu identifizieren. So können die Datensätze kontinuierlich erweitert, und die Qualität der Systeme nachhaltig verbessert werden.”

 

Stefan Wezel

ML Engineer

Entdecken Sie wie Sie mit Maddox AI Ihre Qualitätskontrolle automatisieren können.

Inspektion von Medizinschläuchen

Die vollautomatisierte Qualitätsprüfung von Maddox AI erkennt zuverlässig verschiedene Defekte und Verunreinigungen wie Fremdkörper, Blasen, Wassertropfen, Haare und mehr.

Inspektion von Vakuumschaltröhren

Maddox AI ermöglicht die zuverlässige und automatisierte Identifikation von Oberflächenfehlern wie Verschmutzungen, metallischem Abrieb, Schlagstellen, Kratzern, Abplatzungen auf Keramik und vielen weiteren Defekten.

Inspektion von Zahnrädern

Maddox AI ermöglicht die zuverlässige Automatisierung der Oberflächenprüfung von Metallobjekten und erkennt präzise Fehler wie Kratzer und Schlagstellen.

Häufig gestellte Fragen

Was ist Anomalieerkennung?

Anomalieerkennung identifiziert Abweichungen vom „Normalzustand“, ohne dass der Fehler explizit bekannt sein muss. Sie eignet sich besonders für die Entdeckung bisher unbekannter Fehlerbilder.

Zum Training genügen in der Regel fehlerfreie Produktdaten (unüberwachtes Lernen), was den Annotierungsaufwand gering hält. Einige gelabelte Fehlerbilder sind jedoch hilfreich, um die Sensitivität zu kalibrieren und die Modellleistung zu validieren.

In den meisten industriellen Anwendungen ist Anomaliedetektion eine ergänzende Technologie innerhalb eines umfassenden Prüfsystems. Sie liefert wertvolle Hinweise auf unbekannte Abweichungen, ersetzt jedoch in der Regel nicht die Modelle, die auf manuell gelabelten Fehlerbildern basieren und für die präzise Klassifikation spezifischer Fehler optimiert sind.

Maddox AI logo