Letztes Update: 12.08.2025

Anomalieerkennung in der industriellen Qualitätskontrolle

Mit KI-basierter Anomaliedetektion erkennen Sie selbst bisher unbekannte Abweichungen, automatisiert, präzise und in Echtzeit direkt in der Produktion.

Content

Was ist Anomalieerkennung?

Die Erkennung von Anomalien (auch als Anomaliedetektion bezeichnet) eine Methode, bei der eine automatisierte Identifikation ungewöhnlicher oder abweichender Muster in Daten, Prozessen oder Oberflächen erfolgt. Im industriellen Umfeld kommt dafür häufig ein KI-basiertes Verfahren zum Einsatz, da es eine automatisierte Oberflächeninspektion ermöglicht, bei der signifikante Abweichungen vom erwarteten Normalzustand erkannt werden. Im Gegensatz zu anderen KI-Ansätzen, bei denen konkrete Fehlerbilder vorab definiert werden müssen, erfordert die Anomalieerkennung mit Machine Learning keine vordefinierten Fehlerklassen, was die Implementierung vereinfacht.

Machine Learning

Supervised Learning

(überwachtes Lernen)

Ziel: Klassifikation oder Regression auf Basis gelabelter Daten

Typische Anwendungen in der Qualitätskontrolle:


• Segmentierung (z. B. Defekterkennung)

• Klassifikation (z. B. Typ A / Typ B Produkt)


• Objekterkennung (z. B. Prüfung, ob ein Teil vorhanden oder korrekt montiert ist)


• Optical Character Recognition (OCR) für Etiketten, Seriennummern etc.

Unsupervised Learning

(unüberwachtes Lernen)

Ziel: Klassifikation oder Regression auf Basis gelabelter Daten

Typische Anwendungen in der Qualitätskontrolle:

Erkennen von Anomalien (abweichende Muster im Bild oder Prozess)
• Clustering von Prozessdaten (z. B. zur Fehlerursachenanalyse)
• Feature-Reduktion zur Vorbereitung von Modellen oder Visualisierungen

Bedeutung der KI-Anomalieerkennung für die Industrie

Die Detektion von Anomalien spielt eine zentrale Rolle in der industriellen Qualitätskontrolle, da sie unerwartete Fehler frühzeitig identifiziert – oft bevor sie zu Produktionsausfällen oder hohem Ausschuss führen. Die Methode hilft, Qualitätsprobleme in Echtzeit zu erkennen und ermöglicht schnelle Reaktionen im laufenden Betrieb. Dadurch lassen sich nicht nur Kosten senken, sondern auch Prozesse stabilisieren und gesetzliche sowie kundenspezifische Qualitätsanforderungen zuverlässig erfüllen.

Wie funktioniert Anomaliedetektion?

Ein Anomalieerkennungs-KI-Modell wird ausschließlich mit fehlerfreien Datenpunkten trainiert. Der Algorithmus entwickelt dabei eine interne Repräsentation des Erscheinungsbilds des fehlerfreien Zustands. Konkret bedeutet dies, dass das Modell lernt, was als „normal“ gilt. KI-basierte Methoden sind dabei in der Lage, selbst komplexe Normalzustände präzise zu erfassen und dadurch unnötige Fehlalarme aufgrund unkritischer Abweichungen im OK-Bereich zu vermeiden. Abweichungen von diesem erlernten Normalzustand werden im laufenden Betrieb als statistische Ausreißer erkannt.

Industrielle Anwendungsfälle

Das System kommt in der Industrie in zahlreichen Bereichen zum Einsatz – überall dort, wo frühzeitige Abweichungen erkannt und Prozesse stabil gehalten werden sollen.

  • Fertigung: Erkennung von fehlerhaften Bauteilen oder Oberflächenabweichungen in Echtzeit zur Reduktion von Ausschuss und Sicherung gleichbleibender Produktqualität.
  • Prozessüberwachung: Analyse von Produktionsdaten zur frühzeitigen Identifikation ungewöhnlicher Verläufe bei Parametern wie Temperatur, Druck oder Taktzeit.
  • Zustandsüberwachung von Maschinen: Auswertung von Sensordaten zur Erkennung technischer Unregelmäßigkeiten und zur Unterstützung vorausschauender Wartung (Predictive Maintenance).
  • IT- und Netzwerksicherheit: Identifikation ungewöhnlicher Zugriffs- oder Kommunikationsmuster zur Absicherung industrieller Netzwerke und Systeme.
  • Lieferketten und Logistik: Aufdecken von Abweichungen im Materialfluss, bei Lieferzeiten oder Beständen zur Optimierung der gesamten Supply Chain.

Vorteile und Grenzen beim Erkennen von Anomalien in der Produktion

Anomalieerkennung mit Machine Learning bietet einen schnellen Einstieg in die automatisierte Qualitätsprüfung, da sie ohne aufwendige Fehlerannotation auskommt. In industriellen Anwendungen stößt das algorithmische Verfahren jedoch oft an Grenzen – insbesondere, wenn hohe Präzision oder detaillierte Fehlerinformationen erforderlich sind.

Einfache Implementierung

Da keine Defektannotationen benötigt werden, ist der manuelle Aufwand deutlich geringer. Zudem treten fehlerfreie Teile in der Regel wesentlich häufiger auf als defekte.

Erkennt neue Defekte

Ein Anomaliedetektionsmodell erkennt auch unbekannte Defekte zuverlässig, da es ungewöhnliche Muster unabhängig von zuvor definierten Fehlerklassen identifiziert.

Weniger präzise

Bei komplexen Bilddaten ist Segmentierung oft effizienter als Anomalieerkennung. Diese neigt dazu, selbst unkritische Abweichungen als Fehler zu werten, was in der Praxis zu unnötigem Pseudoausschuss führen kann.

Weniger Information

Im Vergleich zur Anomalieerkennung bietet Segmentierung tiefere Einblicke in die Produktion, da Segmentierung auch eine Analyse der verschiedenen Fehlertypen ermöglicht.

Anomaliedetektion als Teil intelligenter Qualitätskontrolle

Anomalieerkennung und Segmentierungsmodelle haben jeweils spezifische Stärken – und ergänzen sich optimal, wenn es darum geht, eine zuverlässige und effiziente Qualitätskontrolle in der Produktion zu gewährleisten.

Während die Detektion von Anomalien ohne aufwendige Fehlerannotation auskommt und frühzeitig auf neue oder unbekannte Abweichungen hinweist, liefern Segmentierungs-, Klassifizierungs- oder Objekterkennungsmodelle präzisere Informationen zu Art und Ort konkreter Defekte.

  • Maddox AI setzt bewusst auf die Kombination beider Methoden: Die Hauptprüfaufgabe – wie die gezielte Fehlererkennung – übernehmen spezialisierte Segmentierungs- oder Klassifikationsmodelle.
  • Die Erkennung von Anomalien läuft parallel im Hintergrund und alarmiert automatisch, wenn neue oder bisher unbekannte Fehlerbilder auftreten.

So wird sichergestellt, dass keine relevanten Ausreißer Abweichungen unentdeckt bleiben, auch wenn sich Produkte, Prozesse oder Fehlerarten im Laufe der Zeit verändern.

Portrait of Maddox AI Machine Learning Engineer

„Anomalieerkennung kann eigenständig oder ergänzend zu bestehenden Prüfprozessen eingesetzt werden. Sie unterstützt unsere Kunden dabei unbekannte Fehlerbilder frühzeitig zu identifizieren. So können die Datensätze kontinuierlich erweitert, und die Qualität der Systeme nachhaltig verbessert werden.”

 

Stefan Wezel

ML Engineer

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Häufig gestellte Fragen

Was ist Anomalieerkennung?

Das Verfahren identifiziert Anomalien, also Abweichungen vom „Normalzustand“, ohne dass der Fehler explizit bekannt sein muss. Es eignet sich besonders für die Entdeckung bisher unbekannter Fehlerbilder.

Zum Training genügen in der Regel fehlerfreie Produktdaten (unüberwachtes Lernen), was den Annotierungsaufwand gering hält. Einige gelabelte Fehlerbilder sind jedoch hilfreich, um die Sensitivität zu kalibrieren und die Modellleistung zu validieren.

In den meisten industriellen Anwendungen ist sie eine ergänzende Technologie innerhalb eines umfassenden Prüfsystems. Sie liefert wertvolle Hinweise auf unbekannte Abweichungen, ersetzt jedoch in der Regel nicht die Modelle, die auf manuell gelabelten Fehlerbildern basieren und für die präzise Klassifikation spezifischer Fehler optimiert sind.