Letztes Update: 27.10.2025

AOI: Automatische optische Inspektion für Qualitätssicherung

In modernen Produktions- und Prüfprozessen ist die automatische optische Inspektion (AOI) unverzichtbar geworden. Steigende Anforderungen an Effizienz und Produktqualität sowie zunehmende Komplexität prägen die Produktion von heute und somit auch die Qualitätssicherung. Gefragt sind höhere Prüfgenauigkeit, kurze Taktzeiten und Kosteneffizienz.

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In diesem Artikel erklären wir, was AOI ist, wie sie funktioniert und wo sie eingesetzt wird. Außerdem zeigen wir die Vorteile gegenüber manuellen Kontrollen, beleuchten typische Herausforderungen und den Einfluss von KI.

Das Wichtigste in Kürze:
  • Was ist AOI? AOI (Automatische Optische Inspektion) bezeichnet eine Methode der industriellen Qualitätssicherung, bei der mithilfe von Kameras und Bildverarbeitungssoftware Bauteile oder Produkte auf Fehler überprüft werden.
  • Wo wird AOI eingesetzt? AOI wird branchenübergreifend in produzierenden Unternehmen zur Qualitätskontrolle eingesetzt – von der Lebensmittel- über die Automobil- und Elektronik- bis zur Pharmaindustrie.
  • Was sind die Vorteile? Automatische Prüfung ist schneller, präziser, konsistenter und kosteneffizienter als manuelle Inspektion.
  • Welche Rolle spielt KI? KI treibt die Weiterentwicklung von AOI voran: Sie löst komplexere Anwendungsfälle, reduziert Pseudoausschuss und ermöglicht eine Bedienung ohne Expertenwissen.
  • Was sind zukünftige Entwicklungen? Neben KI wird die automatisierte Aufbereitung von Qualitätsdaten immer wichtiger: Sie liefert Insights für Prozessverbesserungen und steigert zugleich Qualität und Wirtschaftlichkeit.

Was ist automatische optische Inspektion?

Die optische Inspektion ist ein Verfahren zur Prüfung von Oberflächen und Bewertung der Produktqualität im Fertigungsprozess. Die automatische optische Inspektion (AOI) automatisiert diese Aufgabe: Kameras erfassen Bauteile während oder nach der Herstellung und Bildverarbeitungssoftware erkennt und dokumentiert die Fehler. Klassische automatische optische Inspektionssysteme arbeiten regelbasiert mit Toleranzen und Schwellenwerten. Moderne Ansätze nutzen oft KI, um auch komplexe Fehlmuster robust und auf menschlichem Niveau zu erkennen.

Automatische optische Inspektion wird in der Qualitätskontrolle und -sicherung immer wichtiger. Sie erkennt Fehler schnell, automatisiert und zuverlässig – und steigert so Produktionseffizienz und Produktqualität. Zudem können Inspektionsergebnisse automatisch abgespeichert und somit eine belastbare Datenbasis für kontinuierliche Verbesserungen gebildet werden.

Ursprünglich stammt der Begriff AOI aus der Elektronikfertigung: Er bezeichnete die Prüfung von Leiterplatten, insbesondere die Inspektion der Lötstellen auf Defekte. Heute steht AOI branchenübergreifend für Qualitätssicherung mit industrieller Bildverarbeitung bzw. Machine Vision.

Technischer Hintergrund: Wie funktioniert Optical Inspection?

Ziel von AOI-Systemen ist es, aus den Bildern relevante Informationen zu extrahieren – etwa Fehler zu erkennen oder Bauteile zu identifizieren.

Der Ablauf dafür ist im Wesentlichen immer gleich:

  • Bilderfassung
  • Analyse
  • Datenweitergabe

Ein System zur automatischen optischen Inspektion besteht typischerweise aus mehreren Kernkomponenten:

Bilderfassung

Zunächst erfasst die Anlage das Bauteil mit Kameras oder Scannern. Je nach Anforderung entstehen Aufnahmen aus mehreren Perspektiven, mit geeigneter Beleuchtung und 2D- oder 3D-Sensorik. Die Auslösung ist in der Regel mit dem Linientakt synchronisiert damit reproduzierbare Bilder als Basis entstehen.

 

Analyse

Anschließend wertet eine Software für Bildverarbeitung mittels Algorithmen die aufgenommen Bilder aus. Dabei extrahiert sie die vom Nutzer gewünschten Merkmale: Sie erkennt Fehler und Defekte, identifiziert Bauteile, bestimmt Positionen und Maße, liest Codes und Text aus oder sucht Anomalien.

 

Für die Analyse gibt es zwei Ansätze. Klassische AOI arbeitet regelbasiert, etwa mit festen Schwellwerten: „Wenn die Helligkeit an Pixeln X/Y/Z über Grenzwert liegt, Teil aussortieren.“ Das ist schnell und gut erklärbar, reagiert aber empfindlich auf natürliche Varianz in der Produktion (z. B. Glanz, Staub, etc.).

Moderne AOI-Systeme nutzen daher KI. KI-Modelle lernen aus realen Beispieldaten, lernen dabei die reale OK/NOK-Variabilität und bleiben daher auch bei natürlichen Streuungen robuster. Das senkt Pseudoausschuss und Nacharbeit.

 

Datenweitergabe

Dank der Digitalisierung können Bilder und Prüfergebnisse automatisch gespeichert und mit Auftrag oder Seriennummer verknüpft werden. So entstehen vollständige Rückverfolgbarkeit und eine belastbare Datenbasis für MES und QMS. Zusätzlich können AOI-Systeme über gängige Schnittstellen wie SPS, Feldbus oder OPC UA mit anderen Maschinen kommunizieren. Sie übergeben OK/NOK-Signale an Ausschleuser und Puffer und steuern damit den Materialfluss.

Typische Einsatzgebiete von AOI

AOI-Testsysteme sind heutzutage als fester Bestandteil der Qualitätskontrolle in allen Bereichen der industriellen Produktion im Einsatz: von der Elektronik- und Kunststoffverarbeitung über die Automobilindustrie bis hin zur Lebensmittel- und Pharmaproduktion.

In u. a. diesen Anwendungsbereichen lässt sich AOI zur Qualitätssicherung einsetzen:

Oberflächenprüfung

Erkennt sichtbare Defekte wie Kratzer, Risse oder Verunreinigungen

Objektidentifizierung

Identifiziert und lokalisiert Bauteile

Vollständigkeitsprüfung

Prüft, ob alle Komponenten vorhanden und korrekt platziert sind

Mustererkennung

Vergleicht Muster mit Referenzen und entdeckt Abweichungen in Form oder Textur

Positionserkennung

Bestimmt die exakte Position und Winkel eines Objekts im Bild- oder Raumkoordinatensystem

3D-Prüfung

Misst Höhe, Volumen und Ebenheit und erkennt Planlage oder Verzug

Bauteilvermessung

Bestimmt Längen, Abstände und Toleranzen berührungslos direkt aus dem Bild

Code- & Texterkennung

Liest Barcodes, Data-Matrix-Codes und Beschriftungen (OCR) für Rückverfolgbarkeit und Zuordnung

Vorteile von AOI-Systemen für Unternehmen

AOI ist ein zentraler Baustein der Qualitätskontrolle. Sie liefert schnelle, präzise und reproduzierbare Ergebnisse, dokumentiert automatisch und spart dadurch Zeit sowie Ressourcen. Gegenüber der manuellen optischen Inspektion bietet Inspektion durch AOI klare Vorteile:

Präzision

Fehler werden mit sehr hoher Genauigkeit und Konsistenz erkannt. Dadurch bleiben deutlich weniger Defekte unentdeckt und Pseudofehler sinken.

Geschwindigkeit

AOI prüft im Takt der Fertigung. Das entlastet Fachpersonal, reduziert Engpässe und stabilisiert den Durchsatz.

Kostenreduktion

Automation und gleichzeitige höhere Prüfgenauigkeit sparen Geld. Material-, Prüf- und Reklamationskosten gehen spürbar zurück.

Transparenz

Prüfungen werden automatisch dokumentiert. Bilder, Messwerte und Barcodes sichern die Rückverfolgbarkeit für Audits und Kunden.

Skalierbarkeit

AOI lässt sich schnell auf höhere Stückzahlen und Varianten anpassen. Neue Produkte werden zügig eingelernt und Parameter sowie KI-Modelle wiederverwendet.

Herausforderungen bei der Optical Inspection

In der Praxis drehen sich die größten Hürden der AOI um Investitions- und Integrationsaufwand, häufige Varianten- bzw. Prozesswechsel sowie Datenqualität und verlässliche Prüfmerkmale.

Investitions- und Integrationsaufwand

Ein AOI-Projekt wirkt anfangs teuer und komplex, weil Kosten für Hardware, Software und Integration in die Linie zusammenkommen. Ein kostenloser Pilot senkt das Risiko erheblich: Der Anbieter trägt das Investment und wird erst bezahlt, wenn Erkennungsrate, Taktzeit und Schnittstellen im Live-Betrieb passen.

 

Häufig wechselnde Produktvarianten und Produktionsvarianz

Häufige Variantenwechsel verursachen hohen Aufwand für die Anpassung von System und Prüflogik. Moderne AOI-Systeme entschärfen das mit einer intuitiven Oberfläche sowie One-Click-KI-Training und One-Click-Deployment. Neue oder geänderte Varianten lassen sich so besonders schnell einlernen und ausrollen. Dasselbe gilt für das Eintrainieren von Teilen mit hoher Produktionsvarianz (z. B. aufgrund von glänzenden Teilen und verschiedenen Produktionschargen).

 

Abhängigkeit von Prüfmerkmalen und Referenzdaten

Regelbasierte AOI braucht klar definierte Prüfregeln; bei Varianten- oder Prozessänderungen sind aufwendige Rekalibrierungen nötig. KI lernt aus Daten, daher ist Datenqualität kritisch – manuelle Annotation ist jedoch fehleranfällig. Tools für konsistente Labels, Vorschlagsfunktionen und aktives Lernen erleichtern das Training und beschleunigen das Einlernen neuer Defektklassen und Varianten.

KI-gestützte AOI als Stand der Technik

KI ist heute fester Bestandteil der automatischen optischen Inspektion – aus gutem Grund. Deep-Learning-Modelle lernen, echte Fehler von normalen Produktionsvariationen zu unterscheiden, ohne jede Ausprägung vorher gesehen zu haben – etwas, das regelbasierte Programmierung nur mit großem Aufwand oder gar nicht leistet. Dieses Lernen aus realen Bilddaten und die robuste Generalisierung erhöhen die Erkennungsgenauigkeit und senken Pseudofehler, auch bei komplexer OK/NOK-Variabilität (z. B. reflektierende Teile).

Im Gegensatz zu regelbasierten Systemen benötigen Deep-Learning-Systeme keine spezialisierten Bildverarbeitungs-Programmierer. 

Mit One-Click-Training und -Deployment lassen sich Anpassungen besonders schnell und einfach einlernen und ausrollen – ganz ohne Einbindung von Experten. Dank KI entfällt daher das endlose Nachkalibrieren regelbasierter Systeme. KI-basierte AOI verbessert sich stattdessen über Feedback-Loops. Wenn das System einen Defekt findet, validiert der Bediener ihn einmal: Ist es kein echter Defekt und liegt die erkannte Abweichung damit innerhalb der Toleranz, gilt er als Pseudofehler und das Feedback des Bedieners wird als Trainingsbeispiel übernommen. Das Modell passt sich daraufhin an, reduziert Fehlalarme und erkennt echte Fehler noch zuverlässiger.

Die genaue Erkennung KI-basierter Systeme zahlt dabei doppelt ein: Sie schützt die Produktqualität und liefert gleichzeitig belastbare Daten für Verbesserungen. Ergebnisse fließen in MES und QMS und treiben Root-Cause-Analysen, die Prozessverbesserungen ermöglichen.

So wird automated optical inspection mit KI zum Kernbaustein der Smart Factory und von Industrie 4.0 – skalierbar, robust und kontinuierlich besser.

Fazit: AOI mit KI als Wettbewerbsvorteil

AOI-Systeme erkennen Fehler zuverlässig, prüfen im Linientakt und dokumentieren Ergebnisse vollautomatisch. Sie schaffen Transparenz und Rückverfolgbarkeit, skalieren mit Varianten und Volumen und steigern so Qualitätssicherung und Wirtschaftlichkeit gegenüber manuellen Kontrollen.

 

KI-gestützte Inspektion erhöht die Wettbewerbsfähigkeit weiter: Sie ist robuster als rein regelbasierte Verfahren, senkt Pseudofehler, beschleunigt das Einlernen neuer Produkte oder Fehlerklassen mit One-Click-Training und -Deployment – ohne Unterstützung von Bildverarbeitungsexperten. Das verkürzt Anlaufzeiten erheblich und spart somit Zeit und Kosten.

 

Moderne, zukunftsorientierte Unternehmen verankern automatische optische Inspektion als festen Bestandteil ihrer Produktionsstrategie und Qualitätskontrolle. Sie verknüpfen die Ergebnisse mit MES und QMS und schaffen dadurch durchgängige Feedbackschleifen, die kontinuierliche Verbesserungen treiben. So wird AOI zum skalierbaren Datenlieferanten der modernen Fertigung.

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